Chronik
31. Dezember
Der Genossenschaft gehören 94 Mitglieder an. Im abgelaufenen Jahr sind durch Tod und Kündigung 49 Genossen ausgeschieden.
Der Edener Männerchor wird gegründet (10 Mitglieder).
Die ausgegebenen 4%igen Schuldverschreibungen werden unkündbar.
28. September
Eden beteiligt sich an einer Provinzial-Obstausstellung im Orangerie-Gebäude zu Potsdam und erhält mehrere Preise (Vegetarische Warte v. 8. Oktober 1901).
Die “Oranienburger Bau- und Kredit Gesellschaft” gibt die Bauausführung ab. Der Zimmererpolier Karl Hummel und ein Tischler übernehmen den Betrieb. Es wird vereinbart, das Anteile des Gewinns an die Genossenschaft abgeführt werden.
Wegen lebhafter Beteiligung von Nicht-Vegetariern an der Genossenschaft wird das Wort “Vegetarische” im Geschäftsnamen gestrichen.
Robert Leusch gibt der Genossenschaft ein Hypothekendarlehen von 20.000 Mark zur Errichtung einer Wasserversorgung durch das Elektrizitäts- und Wasserwerk Oranienburg (Gesamtaufwendung 30.000 Mark). Der Ausbau wurde noch im Sommer desselben Jahres abgeschlossen. Die Arbeiten werden vom Oranienburger Wasserwerk ausgeführt.
24. Februar
Der Beschluss wird gefasst, dass auch Nicht-Vegetarier sich in Eden ansiedeln können.
Otto Willkommen wird Vorstandsmitglied; Eduard Seiler ist Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Paul Schirrmeister löst Carl Scheffler als Geschäftsführer ab.
31. Dezember
Der Genossenschaft gehören 131 Genossen an.
Geschäftsguthaben 39.957,96 Mark
Gewinn 2.643,22 Mark
Der Name der Genossenschaft wird geändert in “Obstbaukolonie Eden e.G.m.b.H.”.
Die Herstellung der Hohlsteine nach Lilienthal wird aufgegeben, da sie thermisch ungünstig und auch nicht wasserhemmend/wasserabweisend sind. Lilienthal, um Abhilfe befragt, schlägt vor die Wände/Steine nachträglich mit Dämmung z.B. Torf zu verfüllen. Gegen das Einziehen der Feuchtigkeit hat er keine Lösung. Die Edener haben 2 Lösungen: a) sie verkleiden die Häuser mit Holz, b) Die Außenseiten werden erst mit Teerpappe beklebt, mit Maschendraht verkleidet und dann verputzt. Die zusätzlichen Arbeiten verteuern das Bauen mit diesem Stein derart, dass es unwirtschaftlich wird.
Zum Ende des Jahres werden die Pfandbriefbedingungen der “Oranienburger Bau- und Kredit Gesellschaft m.b.H.” geändert.
Paul Schirrmeister übernimmt die Obstverwertung, gemeinsam mit seinem Schwager Dr. Lindner, in eigene Rechnung.
Otto Jackisch siedelt von Hamburg nach Eden über und wird in den Vorstand berufen. Jackisch ist Versicherungskaufmann.
Garteninspektor Hempel übernimmt die Stelle des Gärtners der Genossenschaft, empfohlen vom Direktor der Gärtnerlehranstalt Dahlem, Dr. Echtermeyer. Auf Antrag der Genossenschaft gewährt das Landwirtschaftsministerium 9.000 Mark als zinsloses Darlehen und für 5 Jahre jeweils 1.000 Mark als Zuschuss (zur Entlohnung des Garteninspektors).
Lehrer Lehmann verlässt ohne Nachfolger die Schule.
In Eden sind 15.000 Obstbäume, 50.000 Beerensträucher, 3.000 Haselnuss-Sträucher, 20.000 Rhabarberstauden und 200.000 Erdbeerstauden angepflanzt.
31. Dezember
Der Genossenschaft gehören 139 Mitglieder an.
Die Genossenschaft erwirbt weitere 36 Morgen Land für 1200 Mark/Morgen.
Mit den Lilienthalschen Hohlsteinen werden vier weitere kleine Einfamilienhäuser gebaut und zwei größere (Haushaltungsschule für junge Mädchen, No. 36 und Genesungsheim, No. 67).
Lehrer Lehmann löst Thierfelder ab.
Es werden ein “Lilienthalscher Gliederkessel”* zur Dampferzeugung (Hersteller Fa. Otto Lilienthal), 2 Dampfkochkessel zu je 50 Litern, 1 Sterilisierkasten und eine Handpresse angeschafft. Schirrmeister und seine Frau arbeiteten nach alten Familienrezepten. Erster Betriebsleiter ist Genosse Lovis.
*Otto Lilienthal besaß seit 1881 in Berlin, Köpenicker Straße 113, eine Maschinenfabrik in der er selbst konstruierte Dampfkessel, Dampfmaschinen und die von ihm entwickelten Gleitflieger produzierte (Neues Deutschland 3./4. Januar 2009).
31. Dezember
Die Genossenschaft hat 148 Mitglieder.
Das Geschäftsguthaben beträgt 35.661,65 Mark.
Genosse Schilde legt den Grundstock zur “Zinsenstiftung”. Aus diesem Geldstock sollen unbemittelte Ansiedler zinslose Darlehen erhalten und später nach Möglichkeit zurückzahlen, damit das Geld anderen wieder zur Verfügung steht.
Beginn der Herstellung von Zement-Hohlsteinen nach dem Patent von Gustav Lilienthal. Mit diesen Steinen wurden zunächst zwei kleine Häuser und ein Obstkeller gebaut.
Genosse Reichenbach, später Genosse Ziesche, übernehmen aushilfsweise die Funktion des Gärtners der Genossenschaft.
Auf Vorschlag von Paul Schirrmeister kommt es zur Gründung der “Gemeinnützigen Obstverwertung” zur Verwertung des nicht verkauften Frischobstes. Das ist der Beginn der Produktion von Gelees und Marmelade. Dazu wurde zunächst ein Waschkessel genutzt. Auf Grund der Güte und empfohlen durch den Namen “Eden” fanden die Waren guten Absatz, so dass die Produktion ständig ausgeweitet wurde. Erster Leiter der Obstverwertung war Paul Schirrmeister (In Festschrift “40 Jahre Eden” S.99).
Unter der Bau Consens Nr. 27 wird der Antrag der Genossenschaft gestellt “… auf ihrem an der Germendorfer Chaussee gelegenen Grundstück a) den Anbau am Genossenschaftshause um 1 Stockwerk zu erhöhen, b) einen neuen Anbau zu errichten mit feuersicherer Bedeckung.” Die beiliegende Skizze ist unterschrieben von Paul Schirrmeister und Wilhelm Schröder. Diese Skizze verwendet für die Darstellung des Anbaus offenbar die Skizze für den Bauantrag zur ersten Erweiterung (genehmigt durch Consens No. 7565 v. 11. August 1897, Ausführung Herrmann Gäth).
Auf einer Lageskizze gibt es nur drei Gebäude: 1. das Verwaltungsgebäude, 2. ein Gebäude auf dem Grundstück (jetzt) Baltzerweg/Ecke Mittelweg, Haus Nr. 55 und 3. ein Gebäude, dort, wo jetzt das Haus Nr. 17 steht (Volkmarweg). Die Skizze ist gegengezeichnet von Paul Schirrmeister und Wilhelm Schröder, Die Bauzeichnung ist von Gustav Lilienthal und trägt den Stempel der “Bau- und Creditgesellschaft”, unterschrieben von Carl Scheffler.
Das Verwaltungsgebäude erhält einen weiteren Anbau. Im Erdgeschoss befinden sich weitere Wohnräume, im Obergeschoss ist ein Versammlungsraum von 70 m².
Die Gründung des vegetarischen Pensionshauses wird eingeleitet.
Mehrere Edener Männer nehmen erfolgreich am Wettgehen Berlin-Wien teil.
Es wurden 23 Kahnladungen Berliner Straßenkehricht erworben, mit Fuhrlohn 4.821,80 Mark und 3 Kahnladungen Lehm mit Fuhrlohn 1.184,10 Mark.
31. Dezember
Der Genossenschaft gehören 136 Genossen an. Sie halten 53 Genossenschaftsanteile, Gesamtwert 28.308,32 Mark.
Es gibt 85 Parzellen, davon sind 77 verpachtet.
Gewinnüberschuss per 31.12.: 4.156,34 Mark
Herbst
Die Schülerzahl der Edener Schule steigt. Die Schule wird zur Volksschule ausgebaut.
20. Mai
Eden informiert den Ortsschulinspektor Superintendent Püschel, dass in der Edener Schule 4 Knaben und 3 Mädchen unterrichtet werden. Lehrer ist Reinhold Thierfelder.
1. Mai
Die Edener Schule beginnt ihre Tätigkeit. Zunächst für die ersten drei Schuljahre. Der Lehrer ist Herr Thierfelder (bis 1899), 6 Schüler werden unterrichtet. Der Unterricht findet im Verwaltungsgebäude statt. Zum Jahresende sind es 10 Schüler.
1897 hat die Schule ein Budget von 400 Mark.
Paul Schirrmeister tritt in den Vorstand ein. Er vertritt Eden auf dem Bundestag des Vegetarierbundes.
19. April
Die 3. ordentliche Generalversammlung beschließt für die Einrichtung der Schule 400 Mark bereitzustellen.
Bruno Wilhelmi tritt aus der Genossenschaft aus.
31. Dezember
Die Genossenschaft hat 115 Mitglieder.
58 Personen wohnen in Eden.
10 Wohnhäuser sind errichtet.
Aus dem vorhandenen Gemeinschaftsland sind weitere 6 Parzellen vermessen worden.
Gen. Dörfner bietet an, Kinder ab dem vollendeten 1. Lebensjahr und nach erfolgter Impfung in Kost und Logis zu nehmen (Heimstätte 55).
1. März
… werden übergeben. Familien Witte und Last ziehen dort ein.
Die im Genossenschaftshaus freiwerdenden Räume werden mit neuen Siedlerfamilien belegt. (aus: “Rundbrief an die Genossen”)
1. Januar
Die Familien Scheffler und Dörfner ziehen aus dem Genossenschaftshaus in die ersten fertig gestellten Edener Häuser.
31. Dezember
Die Bilanz weist für das Jahr 1895 einen Überschuss von rund 1.500 Mark aus bei einer Bilanzsumme von fast 83.000 Mark.
Die Genossenschaft hat 83 Mitglieder (in EM 1/1936, S. 18).
In der Siedlung leben 36 Erwachsene.
Die Stadt Oranienburg plant die Bebauung des Waisenackers. Dabei werden die Wege so geplant, dass sie an die schon vorhandenen Edener Wege anschließen.
1. Dezember
Zu diesem Zeitpunkt ist die Fertigstellung und Übergabe der ersten zwei Häuser vorgesehen. Die anderen zwei Häuser sollen im Januar fertig gebaut sein. Die ersten Häuser bekommen Carl Scheffler (Heimstätte 17; Baumeister Gustav Lilienthal, Berlin) und Johannes Dörfner (Heimstätte 55; Baumeister Wilhelm Lauter, Oranienburg). Nach dem “Trockenheizen” sollen sie am 1. Januar 1896 bezogen werden (aus “Rundbrief an die Genossen”). Die weiteren Häuser gehen an Witte und Last, das fünfte Haus wird 1896 fertig (Heimstätten 52, 36 und 69; in EM 1/1936, S. 18).
9. Juli
Eintragung der “Oranienburger Bau- und Kreditgesellschaft” in das Register des Amtsgerichtes. Diese Gesellschaft soll die Häuser verwalten und den Ausbau Edens weiterbefördern (aus: “Rundbrief an die Genossen”).
In der Siedlung wird ein Konsumgeschäft für die Genossenschaftsmitglieder gegründet. Zunächst in privater Hand eines Siedlers mit Gewinnbeteiligung für die Genossenschaft. Später wird der Konsum in unmittelbare Verantwortung der Genossenschaft genommen. (“Warenabteilung”) Das Betriebskapital brachten die Mitglieder durch verzinsliche Anteile in Höhe von 30 Mark auf (Verzinsung 4%).
Es werden von der “Oranienburger Bau- und Kreditgesellschaft” vier weitere Siedlungshäuser errichtet. Ein fünftes ist im Bau. Es war zu Anfang vorgesehen, die Wohnhäuser der Kolonisten auf gemeinsame Rechnung zu bauen und als Genossenschaftsbesitz zu halten. Die Siedler sollten Mieter sein.
Die Genossenschaft löst das Versand- und Verkaufsgeschäft vegetarischer Lebensmittel in Oranienburg auf (mit Verlust).
20. Juni
Notarielle Eintragung/Gründung der “Oranienburger Bau- und Kreditgesellschaft” Initiatoren sind Carl Scheffler und Hermann Krecke. Landwirt Carl Scheffler (Oranienburg) wird Geschäftsführer, begründende Gesellschafter sind Karl Klindworth (Potsdam), Kaufmann B. Lindner (Charlottenburg), Lehrer H. Tamke (Oranienburg), Landgerichtsrat Hermann Krecke (Berlin). Der Aufbau der Geldorganisation verschafft der Siedlung eine gesicherte Grundlage. Das trägt dazu bei, die Bautätigkeit zu beleben. Die Bau- und Kreditgesellschaft übernahm die Bauausführung der ersten Häuser. Der Geschäftsbericht des Jahres 1895 weist einen Überschuss von 1.500 Mark aus. 45 Genossen hatten Heimstätten erworben. Zur Geldbeschaffung wurden Pfandbriefe aufgelegt (in EM 3/1935, S. 83).
16. April
Das Genossenschaftshaus erhält einen Anbau (Erdgeschoss) von Architekt P. Kick (Kick ist Mitglied der Genossenschaft).
10. März
3. Februar
… in der Gaststätte “Pomona”, Berlin NW, Es nehmen 37 Genossen teil. Zu Vorstandsmitgliedern werden gewählt: C. Scheffler, A. Eles; zu Aufsichtsratsmitgliedern werden gewählt: J. Dörfner, R. Mirau; Bruno Wilhelmi tritt zurück. Carl Scheffler löst Wilhelmi als Geschäftsführer ab. Scheffler arbeitete als Geschäftsführer ehrenamtlich.
Das Ladengeschäft in Oranienburg wird geschlossen. Es hat einen Schuldenstand von mehr als 7.000 Mark angehäuft. Die Ladeneinrichtung und einen Teil des Warenbestandes übernimmt die Haushaltungsgenossenschaft “Hülfe”, Berlin (Leitung B. Wilhelmi).
21. Januar
Für diesen Tag lädt Bruno Wilhelmi als Geschäftsführer die Mitglieder zu einer Vorbesprechung für eine außerordentliche Generalversammlung ein.
1. Januar
Dieses Datum trägt eine Liste der Mitglieder der Genossenschaft, die bis zur Nummer 100 geht. Es sind allerdings auch 29 Personen wieder ausgeschieden. Das erste weibliche Mitglied der Genossenschaft ist mit No. 35 Frl. Beatrice Roessler.
Lt. Geschäftsbericht hat die Genossenschaft per 1.1.1895 80 Mitglieder.
31. Dezember
Im Gelände der eG sind 79 Heimstätten und 1 Plantage parzelliert, vergeben sind 27 Acker-Heimstätten und 10 Wiesen-Heimstätten. Die Heimstätten werden den Siedlern als Plantagen übergeben, bepflanzt mit Obstbäumen und Beerensträuchern.
Die Bilanz weist ein Minus von über 3.000 Mark aus, bei einer Bilanzsumme von rund 62.000 Mark. Verursacher des Verlustes ist das Ladengeschäft und relativ hohe Entlohnung des Geschäftsführers Wilhelmi (2.400 Mark pro Jahr).