Persönlichkeiten

Eduard Baltzer

Karl Bartes

Dr. Richard Bloeck

Adolf Damaschke

Alwin Esser

Silvio Gesell

Wilhelm Groß

Fritz Hampke

Otto Jackisch

Hermann Krecke

Friedrich Landmann

Robert Leusch

Gustav Lilienthal

Fritz Mittelstädt

Bruno Petschelt

Anna Rubner

Gustav Simons

Lothar Volkmar

Gustav von Struve

Bruno Wilhelmi

Otto Willkommen

Eduard Baltzer

Eduard Baltzer wurde am 4. Oktober 1814 in Hohenleina in der Nähe von Leipzig als das fünfte Kind einer protestantischen Pfarrfamilie geboren, besuchte ab dem 13. Lebensjahr die Klosterschule Schulpforta, studierte wie sein Vater evangelische Theologie und leitete 1847 die erste Freie Religions-Gemeinschaft in Nordhausen.

1867 gründete er den ersten vegetarischen Verein in Deutschland, den „Verein für natürliche Lebensweise“, aus dem bald der „Deutsche Verein für naturgemäße Lebensweise“ hervorging. Neben Gustav Struve gehörte er zu den ersten Vertretern des Vegetarismus, der nun in ganz Deutschland verbreitet werden sollte. In den Jahren 1848/49 nahm er aktiv am Revolutionsgeschehen teil. Nach 1849 wurden allerdings jegliche politische Aktivitäten für den demokratisch-liberal denkenden Baltzer unmöglich.

Das mehrbändige Werk „Natürliche Lebensweise“, das Baltzer in den Jahren 1867 bis 1872 im thüringischen Nordhausen verfasste, kann als Höhepunkt seiner umfassenden schriftstellerischen Tätigkeit gesehen werden. Es gliedert sich in vier Bände: „Weg zu Gesundheit und sozialem Heil“, „Die Reform der Volkswirtschaft“, „Briefe an Prof. Dr. Virchow“, „Vegetarianismus in der Bibel“. Alle Werke sind auch heute noch grundlegend für die vegetarische Bewegung im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Baltzer begriff Vegetarismus bereits damals als sehr viel mehr als nur eine Frage der Ernährung. Für ihn war die vegetarische Lebensweise gleichzeitig auch eine Hinwendung zu sozialen, ethischen und ökonomischen Problemen. „Der Tiermord ist aus ethischen Gründen nicht gestattet, das Tier hat sein eigenes Lebensrecht und bedarf des menschlichen Schutzes“.

1881 verließ Baltzer Nordhausen, wo er schweren Herzens sein Amt aufgeben musste. Bei einem Vortrag in Ellrich erlitt er durch einen gewalttätigen Überfall schwere gesundheitliche Schäden, von denen er sich bis zu seinem Lebensende nicht mehr erholte. Er zog zu seiner Tochter nach Grötzingen und später nach Durlach, wo er an den Folgen seiner Verletzungen am 24. Juni 1887 verstarb.

:24.10.1814

:24.06.1887

Karl Bartes

Karl Bartes wurde am 03. Januar 1879 in Znaim/Südmähren geboren. Er studierte Hoch-Tiefbau. Im Jahre 1906 heiratete er und zog nach Schöllschitz, wo er eine Anstellung in einer obst- und gemüseverarbeitenden Fabrik fand. Hier wurde sein Interesse an lebensreformerischen Gemeinschaften geweckt. 1913 bekam er eine Anstellung als Kaufmännischer Leiter der Edener Obstverwertung, wurde Edener Genosse und erwarb eine Heimstätte. 1931 übernahm er die Schriftleitung der Edener Mitteilungen. Er war auch Schriftleiter der „Neuform“.

Außer der kaufmännischen Leitung der Obstverwertung beschäftigte sich Karl Bartes vor allem mit den ideellen Grundlagen der Siedlung und mit der vegetarischen Bewegung. Im Winter 1930 gründete er zusammen mit Fritz Kiel und anderen Edenern die „Vegetarische Gemeinschaft in Eden“. Zwei Jahre später wurde er Vorsitzender des „Verbandes deutscher Vegetariervereine“ und Mitglied des „Deutschen Vereins Freiland“. Als Sekretär und Sprecher der Genossenschaft organisierte er den 8. Internationalen Vegetarier-Kongress, der im Juli 1932 in Eden stattfand.

Karl Bartes ist am 26. September 1962 in Eden gestorben.

:03.01.1879

:26.09.1962

Dr. Richard Bloeck

Richard Bloeck wurde am 25. März 1863 in Sommerfeld, Kreis Friedland/Ostpreußen geboren, wo sein Vater ein Gut besaß. Nach dem Abitur entschloss er sich Landwirtschaftslehrer zu werden. 1887 machte er in Jena sein Staatsexamen. Von 1894 bis 1908 war er Lehrer an der landwirtschaftlichen Schule in Eldena bei Greifswald. Hier begann er sich für soziale Arbeit zu interessieren und wurde auf verschiedenen Gebieten tätig: bei der Wohlfahrtspflege auf dem Lande, bei den Raiffeisenschen Spar- und Darlehenskassen, für die Naturheilkunde, gemeinsam mit Adolf Damaschke für die Bodenreform. Er wurde Guttempler als er erkannte, welche furchtbaren Schäden der Alkohol dem Volk bringt und gründete eine Guttempler-Loge in Greifswald.

1901 wurde Bloeck auch auf die Vegetarische Obstbau-Siedlung Eden aufmerksam, besuchte sie und wurde Edener Genosse. Die Übersiedlung der Familie nach Eden erfolgte im Jahr 1908, als Richard Bloeck seine Lehrtätigkeit in Eldena beendete.

Er war Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrates in der Edener Siedlungsbank und Vorstandsmitglied im Deutschen Verein Freiland. Er unterstützte die Bestrebungen von Gustav Simons, Silvio Gesell und anderer. Während des Ersten Weltkrieges wurde er auch Mitglied im Vorstand der Genossenschaft, damit dieser im Falle einer Einberufung arbeitsfähig bleiben konnte.

Er veröffentlichte u.a. Artikel zur Bodenreform und zum Landbau. 1916 erschienen in einem Sonderdruck im „Neuen Leben“ drei Aufsätze „Deutschvölkische Erbpacht-Siedlung“. Sein letzter Beitrag „Die natürlichen Grundlagen des Landbaues“ kam im Mai-Heft 1927 von „Bebauet die Erde“ – schon nach seinem Tode – heraus. Dr. Richard Bloeck starb am 01. Mai 1927.

:25.03.1863

:01.05.1927

Adolf Damaschke

Adolf Damaschke wurde am 24. November 1865 in Berlin geboren. Sein Vater hatte eine kleine Tischlerei. Damaschke machte eine Ausbildung zum Volksschullehrer. In seiner Zeit als Lehrer (1886 bis 1896) erkannte er, dass sein persönliches Interessenfeld zwar durchaus im Umgang mit den Kindern berührt war, aber dass seine eigentliche Begabung auf dem Gebiet der Sozialpolitik und der Ökonomie lag. Sein Ziel war es, frei und unabhängig tätig zu sein, um an der Neugestaltung des sozialen Lebens (Sozialreform) und des persönlichen Lebens (Lebensreform) in Deutschland mitgestalten zu können. Er wurde Mitglied im „Verein für naturgemäße Gesundheitspflege“, und in diesem Zusammenhang Leiter der Zeitschrift „Der Naturarzt“. Zu dieser Zeit bekam er hier die entscheidenden Impulse für seine spätere Laufbahn.

Wegweisend war dann der Beitritt zum „Deutschen Bund für Bodenbesitzreform“. Hier wurde er Zeuge und zum Teil Mitgestalter einer Reihe von bedeutenden Reformexperimenten. In Deutschland waren dies z.B.:

  • Seit 1886: die Siedlung Friedrich-Wilhelmsdorf bei Bremerhaven, eine Siedlung auf der Basis gemeinschaftlichen Grundeigentums. Allerdings ist diese Siedlung später als Gemeinschaft gescheitert: Die Siedler wollten ihr Land dann als Eigentum, „um es auch so verkaufen zu können wie die Nachbarn“.
  • Seit 1892: die Gründung von Spar- und Bauvereinen wie „Freie Scholle“, „Paradies“ u.a. Diese haben mit kleinen Beitrittsgebühren, staatlicher Hilfe und Selbsthilfe bis 1925 einige Tausend Wohnungen in Berlin errichtet.
  • Mai 1893: die Gründung der „Vegetarischen Obstbau-Kolonie Eden“.

Adolf Damaschke ist 1896 Chefredakteur der „Kieler Neueste Nachrichten“ geworden. Dort konnte er seine Ideen und Publikationen im Sinne der Bodenreform besser erarbeiten und verbreiten.

Anerkennung seines Lebenswerkes waren u. a. die Ehrendoktorwürden der Theologie, Medizin und Jurisprudenz. Seit 1911 bis zu seinem Tode am 30. Juli 1935 war er auch Mitglied unserer Genossenschaft. Eden ist ihm bis heute noch besonders verbunden, auf seine Arbeit ist das Erbbaurecht und das Heimstättengesetz zurückzuführen. So konnten Enteignungen von 1945 bis 1989 und marktwirtschaftliche Spekulationen nach 1989 weitgehend verhindert werden.

:24.11.1865

:30.07.1935

Alwin Esser

Der Landgerichtssekretär Alwin Esser gründete 1895 in Breslau den „Deutschen Verein Freiland“. 1910 folgte die Ortsgruppe Eden. 1911 siedelte sich Alwin Esser in Eden an und auch der Sitz des „Deutschen Verein Freiland“ wurde nach Eden verlegt. Bis zu seinem Tod im Jahr 1916 war Alwin Esser Mitglied im Vorstand des Vereins.

Zwischen dem Verein Freiland e.V. und der Obstbau-Siedlung Eden bestand seit der Übersiedlung des Vereins eine enge personelle Verflechtung. Otto Jackisch, langjähriger Genossenschaftsvorsitzender in Eden, war auch Geschäftsführer des Vereins von 1911 bis zu dessen Auflösung im Jahre 1936. Der Verein löste sich nach 41-jährigem Bestehen durch Beschluss der Mitgliederversammlung auf, da die Vereinsziele erreicht zu sein schienen. Basis für die Auflösung bildete Punkt 17 des NSDAP-Programms, der eine „unseren nationalen Bedürfnissen angepasste Bodenreform, Schaffung eines Gesetzes zur unentgeltlichen Enteignung von Boden für gemeinnützige Zwecke“ forderte und mit dem „Erbhofgesetz“ einen ersten Schritt gemacht hatte. Das Vermögen wurde in treuhänderische Verwaltung der Obstbau-Siedlung Eden-Oranienburg übergeben.

:

:27.05.1916

Silvio Gesell

Silvio Gesell wurde 1862 im damals preußischen St. Vith geboren. Mit 16 Jahren trat er in den Dienst der Deutschen Reichspost ein. Nach drei Jahren quittierte er den Dienst und begab sich nach Berlin, wo seine Brüder ein Geschäft mit zahnärztlichen Artikeln betrieben. Die Brüder bildeten ihn zum Kaufmann aus. Als deren Geschäftspartner ging er anschließend in die südspanische Stadt Malaga.

1887 wanderte Gesell nach Argentinien aus. Er war in Buenos Aires als selbstständiger Kaufmann  sehr erfolgreich. In Argentinien hat er begonnen das Geldwesen und dessen komplizierte Mechanismen intensiv zu studieren. 1891/92 veröffentlichte er seine ersten Schriften „Die Reformation im Geldwesen als Brücke zum sozialen Staat“ und „Die Verstaatlichung des Geldes“.

1897 folgte sein Buch „Die Anpassung des Geldes und seiner Verwaltung an die Bedürfnisse des modernen Verkehrs“.

1898 verließ er Argentinien. Sein Geschäft übertrug er seinem Bruder. Er zog in die Schweiz und ließ sich auf einem Bauerngut in der Nähe von Neuchätel nieder. Er betätigte sich als Landwirt und studierte die Werke der großen Nationalökonomen (Adam Smith, Karl Marx, Pierre Joseph Proudhon) und beschäftigte sich intensiv mit den Werken der Bodenreformer Henry George und Michael Flürscheim. 1902 gab Gesell eine eigene Zeitschrift „Die Geldreform“ heraus. Da er mittlerweile auch von der Notwendigkeit der Bodenreform überzeugt war, erhielt die Zeitschrift bald den Titel „Die Geld- und Bodenreform“. 1906 kehrte Gesell noch einmal für fünf Jahre nach Argentinien zurück, um nach dem Tod seines Bruders das Geschäft weiter zu führen. Während Gesell sich in Argentinien aufhielt, gründeten Anhänger seiner Ideen die „Physiokratische Vereinigung“. „Physiokratie“ bedeutet die Herrschaft der Natur. Die Herausgabe einer Zeitung, die Gesells Ideen verbreiten sollte, wurde vorbereitet.

1911 kehrte Gesell nach Deutschland zurück und nahm seinen Wohnsitz in Eden. Zusammen mit Georg Blumenthal wurde er Herausgeber der Zeitung „Der Physiokrat“. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges fiel die Zeitung der Kriegszensur zum Opfer. Da es in Deutschland nicht mehr möglich war, seine Ideen zu verbreiten, kehrte Gesell 1915 für die Dauer des Krieges in die Schweiz zurück. Hier erschien 1916 sein Hauptwerk „Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ als Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse seines Nachdenkens über die Natur des Menschen und eine ihr gemäße Ordnung der Wirtschaft.

Am 07. April 1919 wurde die Bayrische Räterepublik ausgerufen und Silvio Gesell zum Volksbeauftragten für das Finanzwesen (Finanzminister) gewählt. Gesell wurde inhaftiert, angeklagt und in der Verhandlung am 09. Juli 1919 freigesprochen.  Trotz seines Freispruchs konnte Gesell nicht in die Schweiz zurückkehren. Als ehemaliger Räteminister galt er in der Schweiz als „unerwünschter Ausländer“.

Da sich Berlin zu einem Knotenpunkt der physiokratisch-freiwirtschaltlichen Bewegung entwickelt hatte, ließ sich Gesell in Rehbrücke bei Potsdam nieder. Hier entstanden seine Arbeiten „Internationale Valuta-Assoziation (IVA)“ und „Vorschläge für die Neugründung des Völkerbundes“, die sich mit internationalen Wirtschaftsbeziehungen und der Völkerverständigung beschäftigten. Mittlerweile gab es mehrere Organisationen, die sich mit der Verbreitung der Theorien Gesells beschäftigten. 1921 schlossen sich die „Physiokratische Vereinigung“, der „Deutsche Freiland-Freigeld-Bund“, der „Bund für Freiwirtschaft“ sowie mehrere lokale Gruppierungen zum „Freiwirtschaftsbund FFF“ zusammen.

1927 zog Gesell wieder nach Eden. In diesem Jahr erschien sein letztes großes Werk „Der abgebaute Staat“. Am 11. März 1930 starb Silvio Gesell in seinem Haus in Eden.

:17.03.1862

:11.03.1930

Wilhelm Groß

Wilhelm Groß wurde 1883 in Schlawe/Pommern geboren. Nach Absolvierung des Gymnasiums kam er in das Dombauatelier von Prof. Otto Lessing nach Berlin. Dort zählten Louis Tuaillion und August Gaul zu seinen Lehrern, bis er sein Studium an der Akademie in Karlsruhe bei Hans Thoma und Wilhelm Gerstel beginnen konnte. 1909 wurde seine erfolgreiche Arbeit mit dem Villa-Romana-Preis des Deutschen Künstlerbundes belohnt. So konnte er drei Jahre in Italien, vor allem in Florenz und Rom, verbringen. Ernst Barlach, Max Beckmann waren dort seine Weg-Genossen. In diesen drei Jahren formte sich seine eigene Ausdrucksweise in Anlehnung an den deutschen Expressionismus, aufgerüttelt auch durch das Kriegsgeschehen des Ersten Weltkrieges. In der immer stärker werdenden Zuwendung zu Christus in tiefem Mitempfinden für Leid und Anfechtung tritt das Passionsbild in den Mittelpunkt seines Schaffens. Wilhelm Groß wird zu einem Künstler, der das Schicksal der Kirche zu seinem eigenen gemacht hat. In der Folgezeit entstanden viele wunderbare Bildwerke, meist religiösen Inhalts, die in vielen Kirchen Deutschlands, so auch in der Oranienburger Kirche zu finden sind.

Im Jahr 1919 kam er nach Eden, kaufte hier sein schönes Haus am Ostweg und errichtete seine Bildhauerwerkstatt im hinteren Teil des Gartens. Ende der 20er Jahre – seine Familie war größer geworden – wurde ein Anbau nötig, der gleichzeitig dazu diente, im Keller eine Keramikwerkstatt einzurichten, die „Edener Kunsttöpferei“, die Wilhelm Groß mehrere Jahre betrieben hat. Einzelne Stücke aus dieser Werkstatt existieren noch, sie befinden sich in Privatbesitz.

Seinen 50. Geburtstag beging er am 12. Januar 1933 „auf der Höhe seines Schaffens“, wie Karl Bartes in der Würdigung der damaligen Edener Mitteilungen schrieb. Leider fand dieses Schaffen einen jähen Einschnitt mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten. Die Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer wurde ihm verweigert, sodass er an keiner Ausstellung mehr teilnehmen konnte und keine Kunstwerke mehr verkaufen durfte, und man scheute sich nicht, seine Werke als „entartete Kunst“ zu diffamieren. Gerettet wurde die Gruppe „Christus in Gethsemane und zwei schlafende Jünger“ durch den holländischen Kultusminister. Die Gruppe befindet sich jetzt in der Leuwenkerk in Utrecht.

In diesen schweren Jahren war Groß aktives Mitglied der Bekennenden Kirche, einer christlichen Gemeinschaft, die im Widerstand war gegen die sogenannten „Deutschen Christen“ die nazistisch orientiert waren und sogar in SA-Uniform von der Kanzel predigten. Viele Sitzungen führender Persönlichkeiten der Bekennenden Kirche wurden im verborgenen in der Strohkirche abgehalten, aber letztlich doch durch die Gestapo gestört und aufgelöst. In dem Bildband der Evangelischen Verlagsanstalt Berlin, der viele gute Reproduktionen seiner Werke enthält, heißt es u.a.: Immer härter wurden die Maßnahmen. Man legte die Kirche in Fesseln. Sie erschien dem Bildhauer Groß wie der gefesselte „Jesus in Gethsemane“. So entstanden auch die „Kirche im Sturm“ und sein „Arnos“ in mehreren Versionen. Verfolger der Kirche erreichten, dass Pfarrer ihres Amtes enthoben, zwangsweise beurlaubt, fristlos entlassen, ausgewiesen oder verhaftet und mit unzähligen anderen, die Kritik an den Missständen übten, in die Gefängnisse und Konzentrationslager gebracht wurden. Viele sind darin verhungert, zu Tode gequält, ermordet worden. Dietrich Bonhoeffer, Paul Schneider und Martin Niemöller, die acht Jahre m KZ Oranienburg zubringen mussten, sind drei von vielen Märtyrern. Das Grabmal für Paul Schneider gestaltete Wilhelm Groß.

In dieser Zeit entstand die Gestalt des „Kain“. Er hatte Abel auf dem Gewissen, der neue Kain aber Unzählige. Jener erschlug den Bruder dieser trägt die Schuld am Tode von Millionen. Diese Schuld lässt sich nicht wegwischen. Es ist ein hilfloser Versuch, wenn Kain seine blutbefleckten Hände vor das Gesicht nimmt, um die Strafe abzuwenden oder das furchtbare Tun ungeschehen zu machen. Die Gräuel, die unter den Händen dieser Totschläger in Deutschland und weit über seine Grenzen hinaus geschahen, waren so entsetzlich, dass uns heute noch Erschrecken überkommt. Über Höhen und Tiefen hat des Künstlers eigener Weg geführt, durch Jahre voll Kummer und Sorge um die Existenz. Er ist zu einem mahnenden Zeugen geworden, der sich auf die Heilige Schrift berief wie es sein „Verkünder“ tut.

Die Passion und der Gekreuzigte sind tiefster Inhalt des Schaffens von Wilhelm Groß. Sein „Christusbild“ ist das Bild des Dulders der Passion. 1946 wurde er als Laie zum Predigeramt ordiniert und zu seinem 70. Geburtstag von der Universität Heidelberg mit dem theologischen Ehrendoktor ausgezeichnet. Seine Hauptwerke sind aus gewachsenem Material, dem Holz, in Form von Plastiken und Holzschnitten entstanden. Aber auch Zeichnungen und Scherenschnitte eigener Ausdrucksstärke sprechen uns an, ebenso keramische Arbeiten, wozu auch die beiden Tonreliefs gehören, die den Eingang zum Edener Saal schmücken.

Am 9. Februar 1974 vollendete sich sein Leben. Er ruht auf dem Oranienburger Friedhof, und eine seiner frühen Arbeiten aus Italien, in Stein gehauen, Ziert sein Grab.

:12.01.1883

:09.02.1974

:Künstler, Prediger

Fritz Hampke

Fritz Hampke übersiedelte am 1. Januar 1922 mit seiner Familie nach Eden und engagierte sich sehr schnell in der Verwaltungsarbeit der Genossenschaft. Da Eden-Geschäftsführer Otto Jackisch auch die kaufmännische und siedlerische Arbeit im Vorstand der Treuhandgesellschaft stark beanspruchte, legte er die Geschäftsführung von Eden mit Zustimmung des Aufsichtsrates in Hampkes Hände, der von der Generalversammlung einstimmig bestätigt wurde. Hampke trat neben Jackisch auch in den Vorstand der Edener Siedlungsbank, denn er war als Hypothekenbankbeamter der geeignete Mann für deren Neuaufbau. In den Vorstand des Vereins „Freiland“, der Edener Werbe-Organisation für den Freilandgedanken nach außen, wurde Hampke ebenfalls berufen, sowie in den Aufsichtsrat der Treuhandgesellschaft. Seine Tätigkeit an jeder dieser Stellen war nutzbringend.

Besonders erfolgreich war sein organisatorisches Talent und seine musterhafte ruhige Verhandlungsart in der von ihm mit gegründeten Neuform-Organisation. Hampke war auch überzeugtes Mitglied der Herrnhuter Brüdergemeine.

Der Anbruch des Dritten Reiches 1933 blieb für Hampke nicht ohne Einfluss. Er äußerte zwar, dass er als Herrnhuter nur bedingt Parteimitglied der NSDAP werden könne, entschloss sich aber, „im Interesse Edens das Opfer zu bringen“. Seine Tätigkeit blieb nach wie vor ins Genossenschaftliche und Reformerische gerichtet ohne sonstige Aktivität für die Partei. Dann kam der zweite Weltkrieg und mit ihm neue Erschütterungen für die Genossenschaft. Auch hier zeigte sich Hampke als umsichtiger und erfolgreicher Leiter.

Der Zusammenbruch 1945 führte ihn hart an den Rand des Todes, und es war wohl höhere Fügung, dass er vom Abgrund hinweggeführt und dem Leben erhalten wurde.

Von seinem Posten als Edener Leiter musste er weichen und wurde ungeachtet gesundheitlichen Mangels bei den Aufräumungsarbeiten auf den Trümmern des Krieges eingesetzt, bis seine Kraft versagte. Dann übernahm er Nachtwächtertätigkeit in Edener Garten-Betrieben. In dieser Zeit hat er still und von den Eden-Genossen kaum bemerkt, die Eden-Belange wahrgenommen. Seine Rückkehr auf seinen Edener verantwortlichen Posten war unter den Zeitverhältnissen nicht zu erreichen und so nahm er den Ruf seiner Herrnhuter Brüder an, an der holländischen Grenze ein groß aufgezogenes Siedlungsunternehmen für Neubauern aus der Brüdergemeinde zu leiten. Hampkes Gesundheit hielt diesem erneuten Ansturm nicht stand. Die Überarbeitung führte zu einem völligen Zusammenbruch, der nach kurzer, leidensreicher Zeit im Oktober 1950 den Tod herbe führte.

:23.07.1885

:20.10.1950

Otto Jackisch

Otto Jackisch wuchs in Görlitz auf. Sein Vater hatte dort eine Tischlerei. Seine Mutter stammte aus einer sächsischen Weberfamilie. Seine Ausbildung als Versicherungsfachmann führte ihn 1891 nach Zürich und von da 1892 nach Hamburg. In Hamburg trat er dem Vegetarierverein bei, dessen Vorsitzender er später wurde. Hier, nach Kontakten zu führenden Reformern wie Oppenheimer und Krecke, bekam er auch Kontakt mit der jungen Vegetariersiedlung bei Oranienburg. 1898 wurde Otto Jackisch Mitglied der Genossenschaft und übernahm eine Heimstätte. 1900 zog er dann nach Eden und trat bald darauf in den Vorstand der Genossenschaft ein, dessen Vorsitz er 1903 übernahm. Seine Tätigkeit als Geschäftsführer endete 1922.

In der Zeit, in der Jackisch im Vorstand tätig war, wurde Eden dreimal erweitert (1905 um 36 Morgen, 1907 um 24 Morgen und 1919 um 220 Morgen). Die Einführung des Erbbaurechts 1906 war eine wesentliche Entscheidung für den langfristigen Bestand der Siedlung. Und eine weitere bedeutende Entwicklung war besonders Jackischs Verdienst: Die Edener Siedlungsbank, Nachfolgeinstitut der „Oranienburger Bau- und Kreditgesellschaft mbH“. Diese Bank (als „Sparbank der Reformer“ ein Vorläufer der heutigen Öko-Banken), ohne deren Finanzkraft die Entwicklung Edens in der uns bekannten Form kaum stattgefunden hätte, hatte er als alleiniger Geschäftsführer ab 1905 geführt.

Noch ei ne weitere bedeutende Einrichtung der Siedlung geht auf die Initiative von Otto Jackisch zurück. Es sind die „Edener Mitteilungen“. 1906 ersch ienen sie zum ersten Mal als „Zwang lose viertel jährliche Nachrichten“. Damit war ein Mitteilungsorgan geschaffen worden, welches neben seiner Nachrichtenfunktion die Edener Kultur innerhalb und außerhalb der Siedlung weitergetragen hat. Jackisch war von 1906 bis 1931 Schriftleiter.

:18.01.1872

:20.11.1956

Hermann Krecke

Der Berliner Landgerichtsrat beschäftigte sich mit genossenschaftlichen Ideen ausgehend von der Lebensreform. Er war Mitglied der Genossenschaft von 1894 bis 1904. Auf sein Drängen wurde 1901 auf den Zusatz „vegetarisch“ im Namen der Obstbau-Siedlung verzichtet, um auch nichtvegetarischen Lebensreformern die Mitgliedschaft in der Genossenschaft zu ermöglichen. Hermann Krecke war Vorsitzender des Berliner „Vereins für soziales Genossenschaftswesen“ und Herausgeber des „Genossenschafts-Pionier“, Publikationsorgan des Vereins. Die Eden-Genossenschaft nutzte den Genossenschaftspionier zur Veröffentlichung ihrer Belange.

Nach Kreckes Tod 1904 war die Zusammenarbeit mit der Zeitung für die Genossenschaft nicht mehr zufriedenstellend und so kam es zum Beschluss, eine eigene Siedlungszeitung herauszugeben. 1906 erschienen zum ersten Mal die „Edener Mitteilungen“.

:01.03.1852

:04.02.1904

Friedrich Landmann

Friedrich Landmann wurde 1864 in Rheydt geboren. Nach dem Abitur wurde er Gutseleve, später Gutsinspektor in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Pommern. Er gab nach einigen Jahren seine Stellung auf und studierte erst in Greifswald, dann in Berlin Medizin, wo er auch promovierte. Seit 1891 arbeitete er als praktischer Arzt, ein Jahr später als Kassenarzt. Landmann begann mit der Ausarbeitung eines Programms zur Einführung einer lebensreformerischen Gesundheitspolitik und erarbeitete dazu als theoretische Grundlage die „Aufklärungsschrift für Kassenmitglieder“.

Wesentliches Thema war darin „Ursprung, Wesen und Heilung der Krankheiten“. Darüber hinaus befasste er sich mit der Reform der Krankenkassen. Seine 1898 veröffentlichte Broschüre „Die Lösung der Kassenarztfrage“ enthielt ein Schema zur Einrichtung von Polikliniken.

1910 erwarb er eine Heimstätte in Eden, wurde Mitglied im Aufsichtsrat und nach 1918 dessen Vorsitzender.

Dr. Landmanns Studien auf dem ernährungswissenschaftlichen Gebet führten ihn zu dem dänischen Ernährungsforscher Dr. Mikkel Hindhede, dem größten Fachmann seiner Zeit, dessen Schriften er ins Deutsche übertrug. Mit ihm führte er an neunzehn Edener Vegetarierfamilien Untersuchungen durch, deren Ergebnisse in einer Schrift in Kopenhagen herauskamen.

Er war es auch, der das Rezept für die „Eden-Pflanzenbutter“ ausdachte und ohne persönlichen Vorteil für die industrielle Herstellung dieser hochwertigen Margarine sorgte, die damals ohne Konkurrenz war und mit der Zeit ein sehr großes Absatzgebiet fand. Sie brachte Eden einen
wirtschaftlichen Aufschwung.

:12.01.1864

:15.02.1931

Robert Leusch

Robert Leusch, wohnhaft in Eupen, war von 1901 bis zu seinem Tod Mitglied der Genossenschaft. Leusch ermöglichte durch ein Hypothekendarlehen von 20.000 Mark den Bau einer Wasserleitung von Oranienburg nach Eden. Damit leistete er einen entscheidenden Beitrag zur gartenbaulichen Entwicklung der Siedlung. Leusch hat diese 20.000 Mark der Genossenschaft vererbt. Das Geld floss in die Robert-Leusch-Stiftung und die Zinserträge wurden in erster Linie für Wohlfahrtsausgaben und die Schule verwendet.

:

:07.01.1903

Gustav Lilienthal

Gustav Lilienthal wurde in Anklam in Pommern im Jahre 1849 geboren. Früh schon bastelte er und sein um ein Jahr älterer Bruder Otto. Zwölf- und Dreizehnjährig entwarfen die Knaben ihre erste „Flugmaschine“.

1868 kam Gustav nach Berlin, um sich dem Baufach zu widmen. War Otto der erste Mensch, der die Eroberung der Luft sich zum Ziele setzte, so war sein Bruder sein unermüdlicher Mitkämpfer und treuester Gehilfe.

Auch mit dem Aufbau Edens ist der Name Lilienthal eng verknüpft. Gustav war der Erfinder eines patentierten Zementhohlsteins, nach dessen Verfahren Eden 1898 im eigenen Betrieb solche Steine herzustellen und damit Häuser zu bauen begann. Über die Standfestigkeit und Wetterfestigkeit der Häuser gab der Erfinder die besten Versicherungen ab.

Es wurden im Jahre 1898 zur Probe zunächst zwei kleine Häuschen mit je zwei Räumen und einem Obstkeller gebaut. Nachher, 1899 bis 1900, folgten vier kleine Einfamilienhäuser und zwei größere Häuser.

Sehr bald nach Fertigstellung der ersten Häuser zeigte es sich, dass die Zementsteinbauten mehrfache Mängel hatten. Es fehlte ein erprobter Anstrich, der die Wasserdurchlässigkeit der Zementsteine genügend verhinderte. Außerdem boten die freien Wände nicht genügenden Wärmeschutz.

Baumeister Lilienthal konnte eine befriedigende Abhilfe nicht schaffen; die empfohlene Ausfüllung der Luftschichten des Steines mit Lehm oder Schlacke war umständlich und verteuerte die Bauweise nennenswert, ohne genügende Hilfe zu bringen.

Um den beiden Fehlern abzuhelfen, entschloss man sich, die Häuser im Untergeschoss durch eine vorgemauerte Ziegelwand, und in den Obergeschossen durch eine Lattung, also mit Luftschicht aufgenagelte Holzverkleidung zu schützen. Damit fiel die ursprünglich in Aussicht gestellte Verbilligung der Bauten vollständig weg, infolge dieser Erkenntnis wurde im Frühjahr 1900 die Herstellung der Zementsteine aufgegeben und man kehrte zum Ziegelsteinbau zurück.

:09.10.1849

:01.02.1933

:Baumeister, Sozialreformer

Fritz Mittelstädt

Fritz Mittelstädt wurde am 21. August 1887 in Berlin geboren. Er wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf, eingebunden in die Tradition der Alt-Lutherischen Freikirche. Ab 1907 studierte er Malerei und Grafik, zuerst an der Städtischen Kunstgewerbeschule in Charlottenburg, dann von 1908 bis 1912 in Leipzig an der Königlichen Akademie für Grafische Künste und Buchgewerbe.

Die Wandervogelbewegung, der er bereits als Schüler angehörte, beeinflusste und prägte die Studienzeit des vielseitig interessierten jungen Mannes ganz entscheidend. Eine Wandervogel-Fahrtengruppe führte ihn 1910 erstmalig nach Eden. 1914 trat er der Genossenschaft bei und ließ sich in der Obstbau-Siedlung nieder. Nach dem Ersten Weltkrieg heiratete er 1919 die elf Jahre jüngere Bloeck-Tochter Else. Lebte Fritz Mittelstädt bis dahin schon aus Überzeugung ohne Alkohol und Nikotin, so wurde er nun auch noch Vegetarier, gewiss seiner jungen Frau zuliebe, die keine andere Ernährungsweise kannte. Fritz Mittelstädt hat als freiberuflicher Künstler das optische Erscheinungsbild Edens über Jahrzehnte hinweg geprägt. Er entwarf zahlreiche Werbemittel für den Eden-Betrieb, angefangen von Briefköpfen bis zum Verpackungsdesign der Produkte, der Schriftzug der „Edener Mitteilungen“ ist auf seinen Entwurf zurückzuführen und er gestaltete Plakate zu Vorträgen, Konzerten und Festen.

1931 endete seine freiberufliche Künstlertätigkeit und er nahm eine feste Anstellung bei den Eden-Betrieben als Leiter der Leergutabteilung in der Obstverwertung an.

Fritz Mittelstädt war kein politisch denkender, sondern ein religiös bestimmter, im christlichen Glauben fest verwurzelter Mensch, nicht zu beirren im Wechsel der Zeiten. Zu keiner Zeit gehörte er einer Partei an. Er starb am 13. Oktober 1975.

:21.08.1887

:13.10.1975

Bruno Petschelt

Bruno Petschelt wurde 1873 in Schlesien geboren. Er selbst ist bereits vor dem Ersten Weltkrieg nach Kalifornien ausgewandert und arbeitete dort als Landarbeiter. Zwischen ihm und der Genossenschaft bestand ein reger schriftlicher Gedankenaustausch unter anderem zum Edener Erziehungsplan.

Besonders am Herzen lag Petschelt das Wohl der Kinder, denn er unterstützte vor allem das Kinderheim und die Schule. Er spendete regelmäßig Geld und auch die Erträge aus einer Festanlage bei der Edener Siedlungsbank. Später legte er sein Geld in Form einer Stiftung als unkündbares und unverzinsliches Darlehen an. Diese Stiftung ermöglichte u. a. den Bau der Edener Schule.

Bruno Petschelt ist im März 1936 in Los Angeles, Kalifornien gestorben.

:1873

:März 1936

Anna Rubner

Anna Juliana Marianne Szombathy, genannt Rubner, wurde am 26. September 1883 in Wien geboren. Anna Rubner absolvierte die Staatliche Schauspiel-Akademie und erlernte sicherheitshalber gleichzeitig den Schneiderberuf. Sie erhielt Engagements in Troppau, Linz und Salzburg, jeweils für ein Jahr. Es folgten Engagements in Hamburg, Wien, Breslau und Berlin. Sie hatte in Berlin Kontakt zum linken Flügel des 1894 gegründeten BDF (Bund Deutscher Frauenvereine) und hielt zur sozialen Lage von Schauspielerinnen in der Berliner Philharmonie eine aufrüttelnde Rede, die sie in mehreren deutschen Städten wiederholte.

1915 wurde sie in Eden ansässig. Nach dem Ersten Weltkrieg richtete sie in Oranienburg regelmäßige Vorstellungen mit engagementslosen Schauspielern ein. Und die Künstler, durch den Krieg schwer geschädigt und gehemmt, bekamen neues Können, neue Zuversicht und damit wieder angemessene Engagements.

1928 wurde in Eden eine Arbeitsgemeinschaft „Laienspiele“ ins Leben gerufen, die sich aus kleinen Anfängen seit 1915 unter der Leitung von Anna Rubner entwickelt hatte. Nach zweijähriger systematischer Arbeit war die Gruppe, zur Einweihung des Edener Saales 1930, spielfähig. Anna Rubner hat mit der „Edener Heimatbühne“ bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges 158 Stücke in 317 Aufführungen inszeniert. Werke von Aischilos über Shakespeare, Calderon, Moliere und Goldoni zu Goethe, Schiller und Lessing, Grabbe und Grillparzer sowie Nestroy, die französischen Lustspiele, die deutschen Massenfabrikate der Jahrhundertwende, lbsen, Björnson, Strindberg, Hauptmann und Maeterlinck, Tolstoi und Gorki und Hans Sachs mit seinen Schwänken gehörten zum Repertoire der „Edener Heimatbühne“.

Während des zweiten Weltkrieges war Anna Rubner als Regisseurin und Schauspielerin am Hans-Schulze-Studio in Wilmersdorf tätig.

Unmittelbar nach Beendigung des Krieges nahm sie in Eden die Kulturarbeit wieder auf. Vom Volksbildungsamt bekam sie den Auftrag, eine Anzahl Künstler aller Art, die der Krieg weit zurückgeworfen hatte, wieder berufsfähig zu machen. Aus diesen und ehemaligen Spielern der „Edener Heimatbühne“ wurde eine Gastspielgruppe gebildet, die von 1946 bis 1947 als „Künstlergemeinschaft Oranienburg“ in Dörfern und Städten auftrat. Anna Rubner war in der Zeit danach bis zu ihrem Tod im Jahr 1968 künstlerische Leiter in der „Edener Heimatbühne“.

:26.09.1883

:21.04.1968

:Schauspielerin, Schneiderin

Gustav Simons

Er war Anhänger der Lebensreformbewegung und strebte eine Vereinigung lebensreformerischer Einzelbewegungen, Vegetarismus, Bodenreform, Geldreform u.a. an. Er vermischte die Gedanken der Lebensreform allerdings auch mit Nationalvölkischen Ideen. Simons gehörte beispielsweise dem „Orden des Neuen Tempels“ an. Mitglieder des Ordens konnten nur blauäugige, blondhaarige Männer werden, die sich zur „Reinzucht“ verpflichteten.

Simons veröffentlichte zahlreiche Schriften zur Reform der Ernährung. Er gehörte zu den „Brotreformern“ die, schon Ende des 19. Jahrhunderts, die ernährungsphysiologische Bedeutung des vollen Korns erkannten. Er entwickelte das „Simonsbrot“, ein spezielles Vollkornbrot, das besonders für Magen- und Darmkranke geeignet war.

Gustav Simons verbrachte seine letzten Lebensjahre in Eden.

:18.01.1861

:13.09.1914

Lothar Volkmar

Lothar Volkmar war Rechtsanwalt. Sein besonderes Interesse galt jedoch der Naturheilkunde. Er war Mitglied im „Deutschen Bund der Vereine für Gesundheitspflege und für arzneilose Heilmittel“.

Lothar Volkmar war auch einer der Gründer Edens und von 1893 bis 1894 Mitglied des Aufsichtsrates. 1898 wurde er Mitglied in der „Vegetarischen Gesellschaft Berlin“.

Lothar Volkmar starb am 7. Juni 1902.

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:07.06.1902

Gustav von Struve

Sohn eines Diplomaten. Er studierte Rechtswissenschaften, um standesgemäß Karriere im Staatsdienst zu machen. Schon während seines Studiums kritisierte er bestehendes Bundesrecht und kämpfte für die Priorität des Rechts gegenüber politischen Interessen. Sein Engagement verhinderte seine bereits eingefädelte berufliche Laufbahn, sodass er nur eine Assessorstelle im provinziellen Jever bekam.

1848/49 beteiligte er sich an den Badischen Aufständen. Um der Verurteilung zu hoher Gefängnisstrafe zu entgehen, floh er nach Amerika und erst 1862 kehrte er nach Baden zurück.

1869 zog er nach Wien, engagierte sich in der dort entstehenden Vegetarierbewegung und verfasste, unter dem Titel „Pflanzenkost – Grundlage einer Weltanschauung“, eine systematische Begründung der vegetarischen Lebensweise. Bereits 1831 hatte er „Mandaras Wanderungen“, in dem er sich zum Verzicht auf Fleischspeisen bekannte, veröffentlicht. Dieser Bildungsroman gilt als erstes deutsches vegetarisches Buch. Gustav von Struve starb 1870 in Wien.

:11.10.1805

:21.08.1870

Bruno Wilhelmi

Bruno Wilhelmi wurde 1865 als Sohn eines Berliner Fabrikanten geboren. Nach dem Abitur
absolvierte er eine Lehre als Exportkaufmann. 1887 ging er mit seiner zukünftigen Frau Clara, die eine Stelle als Erzieherin angenommen hatte, nach Brasilien und eröffnete dort ein Exportgeschäft für Druckerei bedarf. Der direkte Kontakt zu lebensreformerischen Unternehmungen in Brasilien beeinflusste seinen weiteren Lebensweg. Bereits 1889 kehrte er aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurück. Er arbeitete für das führende Blatt der Naturheilärzte „Naturarzt“ und zählte zum Kreis der aktiven Lebensreformer und Vegetarier.

In diesem Kreis entstand die Idee zur Gründung einer vegetarischen Obstbausiedlung auf genossenschaftlicher Grundlage. Wilhelmi setzte sich aktiv für dieses Vorhaben ein und berief am 28. Mai 1893 die Gründungsversammlung ein. Dort wurde er in Anerkennung seiner Vorbereitungsarbeit einstimmig zum Geschäftsführer gewählt. Organisatorische und finanzielle Schwierigkeiten und wahrscheinlich nicht zuletzt die Tatsache, dass Wilhelmi als einziger ein beträchtliches Gehalt erhielt, führten bereits im März 1895 dazu, dass er auf einer außerordentlichen Generalversammlung mit 13 gegen 11 Stimmen von seinem Amt entbunden wurde. 1897 trat er aus der Genossenschaft aus.

1902 gründete er, angeregt durch die damals einsetzende Gartenstadtbewegung, die Kolonie „Schönblick“ in Woltersdorf bei Berlin. Hier wirkte Wilhelmi bis zu seinem Tod im April 1909.

:08.08.1865

:27.04.1909

Otto Willkommen

Otto Willkommen wurde am 22.11.1873 in Niederhelmsdorf (Sächsische Schweiz) geboren. Sein Vater war selbstständiger Windmüller. Als jedoch seine Mühle abbrannte, wurde er Landwirt. Otto Willkommen absolvierte seine Müllerlehre in Radeberg.

Nachdem er von der Gründung der Vegetarischen Obstbau-Kolonie Eden gehört hatte, machte er sich 1897 interessiert auf den Weg zu der jungen Siedlung. Dort wurde er bereits 1900 in den Aufsichtsrat und ein Jahr später in den Vorstand der Genossenschaft gewählt. Im Ersten Weltkrieg, wegen eines Augenleidens vom Militärdienst befreit, begann seine Tätigkeit als Betriebsleiter der Gartenbau-Abteilung. Seine Aufgabe bestand in der Bewirtschaftung des Keils, der alten Baumschule (Ecke Mittel-/Südweg), der neuen Baumschule (Ecke Mittel-/Petscheltweg) sowie einiger noch unvergebener Heimstätten. Im Vordergrund stand der Anbau und Vertrieb bewährter Obstbäume und Sträucher, besonders der Apfelbäume. Er war Genossenschaftler und Obstbauer mit Leib und Seele.

Bis 1933 vertrat er, als SPD-Abgeordneter im Oranienburger Stadtparlament und im Kreistag die Interessen Edens.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Otto Willkommen vor die Wahl gestellt, zur NSDAP überzuwechseln, um im Vorstand der Genossenschaft bleiben zu können, oder sich, sämtlicher Ämter enthoben, mit monatlich 100 RM + 1 RM für seine fünfjährige Tochter in Haus und Garten zurückzuziehen. Willkommen zog sich zurück!

Nach 1945 kümmerte er sich als Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft um die Organisierung der Versorgung und die Wiederaufnahme der Obstverwertung.

:22.11.1873

:12.05.1954